Entdecken Sie das Genter Erbe vom Wasser aus. Von einem elektrisch angetriebenen Boot aus können Sie die vielen Attraktionen bewundern und die Atmosphäre in der historischen Stadtmitte genießen.
Gent ist eine Wasserstadt, die am Zusammenfluss der Leie und der Schelde entstand. Die vielen Wasserstraßen schaffen heute noch immer die typische lebendige Atmosphäre und geben Besuchern sofort ein Urlaubsgefühl.
Es wurden zahllose Anstrengungen gemacht, damit das Wasser wieder klar wurde und vom Leben überfüllt ist. Und das hat geklappt: Die Ufer der Leie und der Schelde werden erneut von bunten Sonnenschirmen und fröhlichen Stimmen eingenommen. Wassertouristen finden in einem der Yachthäfen die perfekte Anlegestelle und führen auf diese Weise neue Besucher zu der Stadt.

Diese Bootsfahrt wurde mit Unterstützung von Interreg „France-Wallonie-Vlaanderen“ Golden Leie-Lys entwickelt.

Interreg logo

Die St.-Agneta-Brücke (Sint-Agnetebrug)

Die grüne St.-Agneta-Brücke ist eine Wippbrücke, die dem Kloster an der Lindelei ihren Namen zu verdanken hat. Das im Jahre 1462 schon bekannte Kloster wurde 1826 zugunsten des Baus der Nijverheidsschool abgerissen. Die Brücke ist auch unter dem Namen Entrepotbrug bekannt. Dieser Namen verweist dann wieder auf die Lagerhalle in der Nähe.

Die St.-Agneta-Schleusenanlage wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut, als der Coupure-Kanal mit der Leie verbunden wurde. Die Schleusentore kontrollierten die Wasserregelung der Innenstadt. Die Fugen der Wandbefestigung sind noch im Mauerwerk sichtbar.

Anfang des 19. Jahrhunderts konnte der Wasserstand des Kanals nicht über dem Wasserstand des Genter Hafenbeckens erhöht werden, sodass die Schleusentore geöffnet blieben. Die Schiffer waren damit ganz zufrieden. 1823 verschwanden dann die Schleusentore.

Sie fangen die Tour an der Anlegestelle Coupure Links 9a an und fahren sofort unter der grünen St.-Agneta-Brücke. Danach biegen Sie sofort nach rechts ab und fahren Sie unter einer weiteren Brücke. Etwas weiter kommen Sie auf der rechten Seite an De Bijloke vorbei.

De Bijloke

Der Name stammt von Bijlokemeersen, den Weiden, die die Gräfin Johanna von Konstantinopel im 13. Jahrhundert zugunsten der Gründung eines Krankenhauses schenkte. Hier wurde das Bijloke-Hospital gegründet. Später wurde auch die Bijloke-Abtei erbaut.

Letztendlich bestand der Komplex aus einem Hospital, einer Abtei und gemeinnützigen Gebäuden aus drei Zeiträumen: dem Mittelalter, dem 17. Jahrhundert und dem 19. Jahrhundert. Heute befindet sich hier De Bijloke, ein Kulturzentrum, das u.a. das Genter Stadtmuseum (STAM), das Musikzentrum De Bijloke Gent, die Königliche Akademie für Schöne Künste und das Konservatorium von Hogeschool Gent umfasst.

Fahren Sie zuerst unter der Godshuizenlaan, etwas weiter erreichen Sie die Koning Albertbrug, zu deren rechten Seite sich Residentie Belvédère befindet.

De Bijloke

Residentie Belvédère

Residentie Belvédère hat einen Y-förmigen Grundriss, ein Vordach über dem Eingang und ein stark auskragendes Gesims, sodass sie zwischen den anderen, straffen Appartementhäusern um Watersportbaan herum auf spielerische Weise an die Weltausstellung 1958 erinnert. Das jüngste und westlichste Appartementhaus wurde gründlich renoviert. Im Auftrag der Gesellschaft für Sozialwohnungsbau ABC führte Architektenbüro Van Derbeken das Renovierungsprojekt aus.

Um das Gebäude deutlicher hervorzuheben, wird der technische Raum auf der 19. Etage mit grünem Licht beleuchtet, sodass das Gebäude auch nachts sehr erkennbar ist.

Fahren Sie noch etwas weiter am Henleykaai, wo sich das Millionenviertel befindet.

Das Millionenviertel

Im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt Gent infolge der starken Industrialisierung ein riesiges Bevölkerungswachstum. Die immer voller werdende Stadt weitete sich deswegen zum Hafen im nördlichen Stadtrand aus, während die reicheren Bürger in den Süden der Stadt zogen und in ländlichen Gebieten eher elitäre Wohnviertel bauten. Das Millionenviertel wurde während der Zwischenkriegszeit auf dem Gelände der Weltausstellung 1913 gebaut.

Der frühere Plan, dort auch eine Kaserne zu erbauen, blieb wegen des Ersten Weltkrieges nur ein Entwurf, aber findet sich trotzdem in den heutigen Straßennamen, die einen militärischen oder patriotischen Charakter haben, wieder: Krijgslaan, Onafhankelijkheidslaan, Vaderlandstraat, Congreslaan, Woeringenstraat, Jemappesstraat und Fleurrusstraat.

Wenden Sie das Boot und fahren Sie in Richtung der Innenstadt zurück. Wenn Sie den Anfangspunkt erreichen, behalten Sie ihn auf der linken Seite und fahren Sie geradeaus, bis Sie den Alten Justizpalast erreichen.

Der Alte Justizpalast

Nachdem an diesem Ort Ende des 18. Jahrhunderts ein Franziskanerkloster abgerissen wurde, wurde das freie Gelände einige Jahrzehnte lang zweimal in der Woche für den Kaufhandelsmarkt verwendet. Anschließend wurde das Justizpalast dort zwischen 1836 und 1846 nach einem Entwurf des Stadtarchitekten Louis Roelandt (1786-1864) im neuklassizistischen Stil mit Florentiner Renaissance-Elementen erbaut.

Der Keller und das Erdgeschoss waren für die Kaufhändler vorbehalten und verfügten u.a. über Lagerräume und eine Messehalle. Die anderen Etagen waren für die juristischen Dienste gedacht. Da diesen Diensten jedoch im Laufe der Zeit zu wenig Platz zur Verfügung stand, wurde die Handelsmesse 1900 nach dem Kouter versetzt.

1926 entstand ein riesiger Brand, der die gesamte Innenausstattung zerstörte. Nur die Außenwände blieben übrig. 1930 wurde das Gerichtsgebäude unter Leitung des Architekten M. De Vaere neu gebaut. Die Innenausstattung wurde vollständig renoviert. Die Anzahl der nützlichen Säle und Räume wurde von 58 auf 100 erhöht.

Nachdem die meisten Dienste 2007 in das neue Gerichtsgebäude im Rabot-Viertel umzogen, befindet sich nur noch der Appellationshof in diesem Gebäude.

Biegen Sie nach rechts in Ketelvaart ab. Auf der linken Seite sehen Sie die Rückseite der Oper und der Handelsbeurs.

Het Oud Justitiepaleis

Oper und Handelsbeurs

 

Die Oper wurde ursprünglich "Grand Théâtre" genannt. Sie wurde zwischen 1837-1840 vom damaligen Genter Stadtarchitekten Louis Roelandt im neuklassizistischen Stil erbaut am Ort, an dem sich vorher das mittlerweile abgerissene St.-Sebastian-Theater, das Theater der Schützenzunft aus dem 18. Jahrhundert, befand. Später wurde sie zur Königlichen Oper von Gent umbenannt. Während seiner 175-jährigen Existenz wurde das „Grand Théâtre“ ab und zu leicht angepasst, neu dekoriert und einige Male umgebaut, aber trotzdem bleibt es ein ziemlich unversehrt gebliebenes Beispiel eines typisch „französischen“ Theaters aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Handelsbeurs (die Handelsmesse) ist heute ein moderner, mittelgroßer Konzertsaal, welcher im monumentalen Handelsbeurs-Gebäude am Kouter untergebracht ist. Nachdem das Gebäude viele Jahre leer gestanden hatte, wurde es 2002 gründlich restauriert. 1899 kaufte die Stadt Gent Festsaal L’Union, welcher sich gerade neben dem Corps de Garde (1739), das schon Eigentum der Stadt war, befand. Der Architekt Charles van Rysselberghe wurde damit beauftragt, beide Gebäude zu einem einzigen Gebäude zusammenzufügen, sodass die Genter Handelsmesse dort untergebracht werden könnte. 1906 wurde das Gebäude erneut umgebaut. Im gleichen Jahr wurde erneut unter Leitung von Charles van Rysselberghe auch im Corps de Garde ein Saal gebaut: ein Messesaal, der von Armand Heins bemalt wurde. Der ehemalige Festsaal L’Union wird als Foyer des heutigen Konzertsaals verwendet, während der Messesaal im ehemaligen Corps de Garde jetzt als moderner Konzertsaal mit flexibler Aufstellung eingerichtet ist.

Am Ende fahren Sie unter der Walpoortburg. Danach sehen Sie die eindrucksvolle Bibliothek De Krook auf der rechten Seite.

De Krook

Das Viertel hat eine lange Geschichte und war wegen seiner Lage auch ein interessanter Hafen. 1943 erhielt es den Namen De Waalse Krook. Krook ist ein altes Wort, das Falte oder Knick bedeutet, und verweist auf die Schleife der Schelde an diesem Ort und Waalse weist darauf hin, dass Schiffe hier im 18. und 19. Jahrhundert Steinkohle aus der Wallonie entluden.

Im Mai 2013 kündigten die Projektentwickler an, dass das Viertel nicht länger als „Waalse Krook“ bezeichnet werden würde, sondern einfach als „De Krook“. Dies wurde sofort auch der Name der neuen Stadtbibliothek, die 2017 ihre Türen eröffnete.

Sie folgen der Schleife nach rechts. Hinter der nächsten Brücke erscheint Kunstzentrum De Vooruit.

De Krook

Kunstzentrum De Vooruit

Der Bau fing 1911 einem Entwurf von Ferdinand Dierkens entsprechend an und das Gebäude wurde 1913 eröffnet als Fest- und Kunstzentrum der Genter sozialistischen Arbeiterbewegung und verfügte über einen Festsaal (Ballsaal), ein Kino, eine Theatergruppe usw. Im „Kunstzentrum Vooruit“ konnten Arbeiter zu sehr niedrigen Preisen essen, trinken und Kultur genießen. Vooruit als sozialistisches Fest- und Kunstzentrum war eine Folge der versäulten flämischen Gesellschaft aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg verluderte das Gebäude, bis sich 1982 allmählich seine heutige Form als Kunstzentrum bildete. 1983 wurde das Gebäude dann unter Denkmalschutz gestellt. 2000 erhielt es nach gründlichen Restaurierungsarbeiten sogar den flämischen Monumentenpreis.

Fahren Sie weiter und entdecken Sie die schöne St.-Peter-Abtei auf der rechten Seite.

St.- Peter-Abtei

 

Die St.-Peter-Abtei ist eine ehemalige Benediktinerabtei, die sich auf dem 28 m hohen Blandijnberg (dem höchsten Punkt der Stadt), entlang dem alten Lauf der Schelde, welcher auch als Muinkschelde (Schelde der Mönche) bezeichnet wird, befindet. Die Abtei wurde ursprünglich Blandinium genannt nach dem gallorömischen Mann, der im 7. Jahrhundert der Eigentümer dieses Geländes gewesen sein soll.  Die Abtei war wegen ihres Reichtums mehrmals ein attraktives Ziel für Belagerer. Im Winter des Jahres 879-880 wurde sie beispielsweise von den Wikingern geplündert und im 16. Jahrhundert wurden sie stark vom Bildersturm getroffen.

Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden die letzten Mönche vertrieben. Die Gebäude wurden als Kaserne eingerichtet. Später dienten sie bis 1948 als Gefängnis. Jetzt sind in den Gebäuden Ausstellungsräume und Die Welt von Kina untergebracht und können Besucher zusammen mit Alison, einem virtuellen Mönch, die Abtei besuchen.

Auf dem Hang an der Schelde bauten die Mönche Weißweintrauben an. Napoleon Bonaparte setzte dieser Tradition ein Ende. Seit 2008 wachsen auf dem südlichen Hang jedoch erneut Weinranken.

Fahren Sie am Kino Kinepolis vorbei, bis Sie den kleinen Turm Peperbus erreichen. Gerade vor der Brücke Kantienberg wenden Sie das Boot und fahren Sie zur Bibliothek De Krook zurück. In der Schleife bei Bibliothek De Krook halten Sie rechts Ausschau nach dem Eingang des Tunnels, über den Sie unter dem F. Laurentplein fahren können.

De Sint-Pietersabdij

F. Laurentplein

Der F. Laurentplein wurde 1884 gebaut, als dieser Teil der Nederschelde überwölbt wurde, um die Verschmutzung und die Geruchsbelästigung in der Stadt zu bekämpfen. Boote können unter der Brücke fahren, aber erreichen etwas weiter die Wijdenaardbrug. Der Teil zwischen dieser Brücke und der Nieuwbrug wurde um 1960 herum zugeschüttet, aber wurde 2018 erneut erschlossen.

An der Scaldis-Schleuse können Sie nicht weiterfahren, wenden Sie erneut das Boot. Sie fahren erneut auf der Reep.

Die Reep

Die Nederschelde bzw. die Reep ist der Teil der Schelde, der durch die Genter Innenstadt strömt. Der Flussteil von der Quelle bis Gent wird als Bovenschelde bezeichnet.

Durch den Bau des Ringkanals um Gent verschwand die Schifffahrt aus Gent und wurde dieser Teil der Nederschelde zugeschüttet, um Parkplätze zu schaffen und Geruchbelästigung zu vermeiden. Dadurch wurde der Zusammenfluss der Leie und der Schelde, welcher ursprünglich an dieser Stelle stattfand, zum Ringkanal verlegt.

Am Ende des 20. Jahrhunderts realisierten die Menschen sich, dass das Zuschütten solcher Wasserstraßen ein Fehler war. Geruchsbelästigung war nicht länger ein Problem und man wollte den natürlichen Zusammenfluss der Leie und der Schelde wiederherstellen. Deswegen fing man 2002 damit an, die Reep erneut zu öffnen, wurden 3 Brücken und die Scaldis-Schleuse am Oude Beestenmarkt gebaut und wurde das Portus Ganda-Viertel neugestaltet.

Am 24. September 2018 wurden die letzten Erdreste in der Reep zwischen der Schelde und der Leie ausgegraben, sodass die Flüsse erneut an dieser Stelle zusammenflossen.

Einmal Sie den Alten Justizpalast erneut erreichen, sehen Sie vor und hinter Ihnen auf den Gebäuden die Statuen „Schelde“ und „Leie“.

Die Statuen „Schelde“ und „Leie“

Philippe Timmermans schuf Ende des vorigen Jahrhunderts eine der bekanntesten Statuen von Gent: den lebensgroßen Taucher an der Lindenlei. Als 10 Jahre später das Gegenstück des „Tauchers“ – eine weibliche Statue „Diving Lady“ vom Londoner Künstler Ronald Cameron - (von begeisterten Nachbarn) auf der Wohnung der Architektin Stoop installiert wurde, entstand die Volkslegende über den Zusammenfluss der „Schelde“ und der „Leie“.

Heute hören alle Touristen, die eine Bootsfahrt durch Gent genießen, diese Geschichte.

Fahren Sie nach rechts und setzen Sie die Tour fort. Sofort nach der Predikherenbrug kommen Sie links an Het Pand vorbei.

Het Pand

 

Het Pand ist ein ehemaliges Dominikanerkloster. Seit 1963 ist Het Pand Eigentum der Universität Gent, die im Gebäude ein Kulturzentrum und einige Wissenschaftsmuseen eingerichtet hat. Das vollständige Gebäude ist unter Denkmalschutz gestellt.

Das Gebäude wurde im dreizehnten Jahrhundert erbaut und war ursprünglich als Hospital gedacht, aber da es zu klein war, wurde es schon schnell dem jungen Orden der Dominikaner geschenkt. Es wurden zwei Kirchen hinzugebaut, aber nur die St.-Michael-Kirche blieb erhalten.

Het Pand wurde im Laufe der Geschichte mehrmals zerstört und geplündert, bis die letzten Dominikaner während der Französischen Revolution ihr Kloster verließen. Das Gebäude wurde anschließend Privateigentum und zu kommerziellen Zwecken missbraucht. Obwohl das Gebäude immer weiter verluderte, wurde es trotzdem unter Denkmalschutz gestellt und unbewohnbar erklärt.

Am 25. Januar 1963 kaufte die Universität Gent das Gebäude und ließ es zwischen 1971 und 1991 restaurieren, um es als Kongress- und Kulturzentrum zu verwenden. Im Gebäude ist dazu ein hervorragendes Restaurant mit Lounge Bar "Club Het Pand“ untergebracht.

Fahren Sie weiter. Nachdem Sie unter der St.-Michael-Brücke gefahren sind, sehen Sie auf der rechten und linken Seite an der Gras- und Korenlei die wunderschönen Zunfthäuser.

Het Pand

Zunfthäuser

Ein Zunfthaus war das Gebäude, in dem die Verwaltung einer Zunft untergebracht war und in dem die Mitglieder sich versammelten. Es wurden Sitzungen und gemeinsame Mahlzeiten organisiert, bei denen die Mitglieder aus dem Zunftbecher tranken.

Vor allem größere Zünfte hatten ein Zunfthaus. Die ältesten stammen aus dem Mittelalter. Die größten oder reichsten Zünfte größerer Städte ließen an wichtigen Orten der Stadt vornehme Gebäude errichten, die bis auf heute zu den wichtigsten Monumenten der Stadt gezählt werden.

Am Ende der Gras- und Korenlei fahren Sie unter der Grasbrug. Fahren Sie geradeaus. Links, gerade vor dem Alten Fischmarkt, fließt der Lieve-Kanal mit der Leie zusammen. Gerade gegenüber dem Alten Fischmarkt befindet sich die Große Fleischerhalle.

Die Große Fleischerhalle

 

Die Große Fleischerhalle in Gent war einmal ein überdachter Markt und ein Zunfthaus. Der Fleischverkauf wurde im Mittelalter in Fleischerhallen oder Fleischerhäusern zentralisiert, um ihn kontrollieren zu können. Es war nämlich verboten, zu Hause Fleisch zu verkaufen. Jede mittelalterliche Stadt verfügte über eine oder mehrere Fleischerhallen. Die zentral gelegene Große Fleischerhalle wird schon in Schriften aus dem Jahre 1251 erwähnt.

Die älteste Fleischerhalle war jedoch nicht mit dem heutigen Gebäude zu vergleichen. Es war ein Holzhaus, das viel kleiner war und überhaupt nicht bis zur Vleeshuisbrug reichte.  Im Laufe der Jahre wurde die Fleischerhalle jedoch umgebaut und ergänzt.

Die Große Fleischerhalle wurde mehrmals für neue Zwecke benutzt. So wurde in der Halle ein Obst- und Gemüsemarkt organisiert, wurde sie als Post- und Telegrafamt eingerichtet, wurde sie als Parkgarage verwendet und zum Teil als Fischladen benutzt. Das Gebäude wird heute noch zur Förderung ostflämischer regionaler Produkte eingesetzt.

Hinter dem Alten Fischmarkt befindet sich die Grafenburg und links erkennt man auch das Patershol-Viertel.

Het Groot Vleeshuis

Grafenburg und Patershol

 

Die Grafenburg ist die einzig bewahrt gebliebene mittelalterliche Burg Flanderns und ist somit eine besondere Sehenswürdigkeit. Der Torbau, die Kaimauer, der Donjon, die Wohnung des Grafen und die Pferdeställe sind den Besuchern zugänglich.

Als Ort für den Festungsbau entschieden sich die Grafen Flanderns für eine hohe Sanddüne mit sumpfigen Ufern in der Mitte der Leie-Arme.

Graf Balduin I. (837-879) soll die Befestigung als Verteidigung vor Angriffen durch die Wikinger errichtet haben lassen. Die Burg wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals drastisch zusätzlich befestigt und umgebaut.

Im späten 19. Jahrhundert wurde die Grafenburg neu bewertet. Der Staat und die Stadt kauften den Komplex in mehreren Schritten von den Privateigentümern. Auf diese Weise wurden die imposanten Überreste der mittelalterlichen Burg erneut sichtbar und fing 1894 eine erste große Restauration an. Die Burg wird bis auf heute restauriert. Seit Juni 2016 befinden sich zwei Drittel der Burg erneut im Wasser.

 

Das gemütliche Viertel Patershol ist heute das Zuhause zahlreicher kleiner Kneipen und Restaurants.

Am Ende des 13. Jahrhunderts hatten sich hier Pater angesiedelt. Bis Ende des 15. Jahrhunderts ließen sich hier vor allem Anwälte und Magistrate nieder, da der Rat von Flandern in der nahegelegenen Grafenburg untergebracht wurde. Kleine Unternehmer und Handwerker kamen hinzu. Obwohl es anfangs ein vermögendes Viertel war, wandelte es sich während der Industrialisierung am Anfang des 19. Jahrhunderts in ein Viertel um, in dem zahlreiche Arbeiter lebten. Viele große Gebäude wurden abgerissen oder in kleinere Arbeiterwohnungen aufgeteilt.

Als die Industrie und ihre Arbeitnehmer am Ende des 19. Jahrhunderts in die Außenviertel der Stadt umzogen, wurde das Patershol-Viertel mit seinen engen Straßen allmählich ein benachteiligtes Viertel oder Getto. Trotzdem war es ab Ende des 19. Jahrhunderts das Zuhause mehrerer Generationen von künstlerischen Geistern. Anfang der 1980er Jahre realisierten Privatinvestoren und die Stadtverwaltung eine Restauration, eine Renovierung und eine touristische Aufwertung.

Auf der linken Seite fahren Sie am Haus von Alijn vorbei und etwas weiter, gerade vor der nächsten Brücke, befindet sich die Kanone Dulle Griet auf der rechten Seite. Dahinter befindet sich der Vrijdagmarkt.

Das Haus von Alijn, Kanone Dulle Griet und Vrijdagmarkt

Das Haus von Alijn findet seinen Ursprung im Jahre 1926, als der Königliche Verband der ostflämischen Volkskundigen gegründet wurde. Ziel des Verbands war die Förderung der Forschung des Volkslebens. Dieses realisierte er u.a. über die Veröffentlichung der volkskundigen Zeitschrift Oost-Vlaamse Zanten ab 1927 und die Gründung einer volkskundigen Bibliothek. Die Sammlung des Verbands war ursprünglich in der Bibliothek untergebracht, aber wuchs in den nächsten Jahren so stark, dass ein neues Zuhause erforderlich war. 1932 wurde dazu das Folkloremuseum eröffnet. Zehn Jahre nach der Gründung des Museums zog die Puppentheatergruppe Het Spelleke van Folklore, früher Spelleke van de Muide, in das Gebäude ein und blieb dort bis heute. Das Folkloremuseum zog 1962 von der Lange Steenstraat in das Hospital für die Kinder Alijn (Kinderen Alijnhospitaal) an der Kraanlei um und wurde zu Volkskundemuseum umbenannt. 2000 vollzog sich die bis auf heute gründlichste Verwandlung des Museums: Das Volkskundemuseum entwickelte sich zum Haus von Alijn. Diese Namensänderung läutete eine neue Politik und eine überarbeitete Orientierung ein. „Das Haus von Alijn möchte ein Haus sein, das der Welt geöffnet ist, bei dem auf eine kreative und qualitätsvolle Weise mit Erbe umgegangen wird und bei dem die Beziehung zum Viertel und zur Stadt wiederhergestellt wird."[4] Das Haus von Alijn war nicht das einzige Volkskundemuseum, das das Ruder ganz herumgerissen hat. Auch Museen in Rotterdam und Leiden entschieden sich im gleichen Zeitraum für eine Kursänderung.

„Dulle Griet“ ist eine monumentale Eisenkanone aus dem Jahre 1431.  Wegen der ursprünglich roten Farbe wurde die Kanone von jeher auch als „Groten Rooden Duyvele“ (größer roter Teufel) bezeichnet.  Sie wurde 1578 zusammen mit anderen Waffen von Oudenaarde nach Gent transportiert, um im Kampf gegen die Spanier eingesetzt zu werden. Ob die Kanone gestohlen wurde oder ein Geschenk war, ist nicht bekannt.

Der Vrijdagmarkt ist einer der ältesten Plätze der Stadt. Der Platz ist etwa ein Hektar groß und spielte in der Geschichte der Stadt eine große Rolle. Die Genter veranstalteten hier die Antrittsbesuche der Grafen von Flandern. Er war ihr Forum und sie organisierten Tjoste. Der Platz war auch ein Ort für Hinrichtungen und Abrechnungen. Der wöchentliche Markt am Freitagmorgen findet schon seit 1199 statt. Hier spielte sich der Großteil des öffentlichen Lebens ab, sowohl in politischer als auch in sozialer Hinsicht.

Sie fahren weiter und kommen an den alten Fabrikgebäuden vorbei, die jetzt das Ghent River Hotel bilden, und wenden das Boot, nachdem Sie die Schleuse von Portus Ganda erreichen und dort nicht weiterfahren können. Sie fahren erneut durch die alte Stadtmitte und an der St.-Michael-Brücke und dem alten Postgebäude können Sie auf der linken Seite die eindrucksvollen Türme ein letztes Mal bewundern.

Museumcafé Alijn

Die St.-Michael-Brücke, das alte Postgebäude und die Türme

Die monumentale St.-Michael-Brücke wurde nach dem Bau des Postgebäudes zwischen 1905-1909 errichtet. Sowohl die St.-Michael-Brücke als auch das Postgebäude wurden vom Architekten Louis Cloquet entworfen. Vorher befand sich hier eine flache Drehbrücke. Von der Brücke aus hat man in nördlicher Richtung eine schöne Sicht auf die Gras- und Korenlei und in der Ferne auf die Grafenburg. In östlicher Richtung sieht man von der Brücke aus die drei bekannten Genter Türme: die St.-Nikolaus-Kirche, den Genter Belfried und die St.-Bavo-Kathedrale. Ein perfekter Publikumsmagnet für die Weltausstellung 1913.

 

Die „Skyline“ des mittelalterlichen Gents wurde von drei Türmen, die in der Mitte der Innenstadt auf einer Reihe gebaut wurden, bestimmt. Das ist heute übrigens noch immer der Fall. Wenn man sich auf der Graslei befindet, sieht man zuerst die St.-Nikolaus-Kirche, die im dreizehnten Jahrhundert auf den alten Fundamenten früherer Bauten errichtet wurde und ein wunderschönes Beispiel der Schelde-Gotik ist.

Der zweite Turm in der Reihe ist der Belfried. Als das Bürgertum in den mittelalterlichen Städten immer reicher und wichtiger wurde, wollte es diesen Reichtum mittels solcher großen Türme zeigen. Zusätzlich wurde der Turm auch als Wachposten und Alarmglocke verwendet und gab er in einer Zeit ohne Uhren den Anfang und das Ende eines Arbeitstags an. In Not und bei Katastrophen wurden die Glocken der Stadt geläutet, sodass alle Einwohner gewarnt wurden.

Der dritte Turm in der Reihe ist die St.-Bavo-Kathedrale. Diese Kirche ist selbstverständlich wunderschön, aber ist trotzdem vor allem wegen der Anwesenheit des Genter Altars des Malers van Eyck bekannt.

Wir haben fast das Ende unserer Fahrt erreicht. Fahren Sie noch etwas weiter und biegen Sie anschließend nach links zum Coupure-Kanal ab. Hier finden Sie den Anlegesteg.