Anfangsort: Coupure-Kanal

Im 18. Jahrhundert befand sich hier das österreichische kaiserliche Entrepot. Der Kanal selbst wurde zur Zeit der spanischen Herrscher Albrecht und Isabella, die die Tochter des spanischen Königs Philips II. und eine Enkelin des Kaisers Karl war, als Verbindung zwischen der Innenstadt – der Leie in diesem Fall – und dem Kanal Gent-Brugge-Oostende ausgegraben.  Der Kanal aus dem 17. Jahrhundert endete am Bargiekaai. Auf den ursprünglichen Plänen für den Bau vom Coupure-Kanal wurde auch ein niederländischer Name erwähnt: Doorsnijdinghe.   Wenn Sie heute jedoch die Genter fragen würden, wo sich diese Doorsnijdinghe genau befindet, wird keiner Ihnen helfen können.

Wir fahren stromaufwärts auf der Leie, was bedeutet, dass wir unter der Verlorenkostbrug nach rechts abbiegen.

Glorietten

Wenn wir den kleinen Teil des Coupure-Kanals verlassen, biegen wir nach rechts ab und fahren wir stromaufwärts auf der Leie. Links sehen Sie ein kleines Teehaus bzw. eine Gloriette. Die Eigentümer der Stadthäuser bauten diese eleganten Nebengebäude. In den Stadthäusern gab es schon einen Raucherraum bzw. Fumoir für die Herren und ein Boudoir für die Damen. Tee wurde aber in diesen Glorietten getrunken.

Jozef Kluyskens

Die erste Straße rechts heißt Professor Kluyskensstraat. Die Genter Universität – heute die größte Universität Belgiens – wurde 1817 gegründet. Selbstverständlich gab es auch eine Fakultät Medizin. Jozef Kluyskens war ein Arzt wie sein Vater und hat sein Wissen u.a. nach der Schlacht bei Waterloo anwenden können.  In diesem Zeitraum soll er etwa 300 Amputationen ausgeführt haben. Er war selbst auch einer der ersten Professoren der Universität.

In der Jozef Kluyskensstraat sehen Sie links ein wunderschönes neugotisches Gebäude des Architekten Cloquet, nämlich das Rommelaere-Institut (1899). Das Gebäude wurde auch als Gerichtliches Medizinisches Institut, in dem die Obduktionen stattfanden, verwendet. Dieser Architekt baute übrigens auch das neue Postgebäude und die benachbarte St.-Michael-Brücke, sowie den Bahnhof Gent-Sint-Pieters.

Auf der anderen Seite befindet sich das vom Architekten Pauli entworfene Zivile Krankenhaus, das zwischen 1864 und 1880 erbaut wurde. Es ist eigentlich der neugotische Teil des Bijloke-Hospitals und des Klosters. Das Gebäude wird nicht länger als Krankenhaus verwendet, sondern ist ein Ausbildungszentrum für u.a. Cineasten und Regisseure: KASK.

Veergrep

Links fahren Sie zur Kortrijksepoortstraat. Hier wohnten Arbeiterfamilien in Gängevierteln. Dieses Gängeviertel hieß Veergrep. Es ist ein Überrest der unterschiedlichen Gängeviertel, die es in der Stadt gab und in denen die Arbeiter unter elenden Umständen wohnten. Die Stadt Gent hat einen Plan erarbeitet, um die letzten Gängeviertel vor dem Abriss zu bewahren.

Craekhuis

Rechts sehen Sie das Zeltdach des Craekhuis. Dieses Gebäude wurde neben dem alten Krankensaal des Bijloke-Hospitals gebaut. Das Craekhuis war die Palliativabteilung des sich dahinter befindenden Krankensaals. Das Gebäude wurde Anfang des 14. Jahrhunderts aus Kalkstein aus Tournai erbaut und hat einen wunderschönen dreiteiligen Dachsparren.  Der hübsche Krankensaal und das Craekhuis wurden restauriert und werden als Konzertsaal verwendet. Das Klostergebäude selbst und die Kapelle, sowie der neugebaute Ausstellungsraum, bilden zusammen das STAM bzw. das Stadtmuseum Gent.  

Das Kloster und das Hospital wurden 1204 gegründet, als die reiche Bürgerin Ermentrude Utenhove und Zisterzienserinnen sich um die Kranken kümmerten.

Der Name Bijloke bedeutet umzäuntes Grundstück. Das Kloster selbst war unter dem Namen Portus Mariae oder Zuflucht von Maria bekannt.

Jan Palfijn

Fahren Sie jetzt unter der Jan Palfijnbrug, die nach dem Arzt benannt wurde, der die Geburtszange verbessert und öffentlich zugänglich gemacht hat.  In England wurde die Geburtszange schon eingesetzt, aber der Arzt Chamberlene verbarg die Geburtszange bei Entbindungen unter einer Decke, sodass das Instrument geheim blieb. Jan Palfijn verbrachte einen Großteil seiner Karriere im Bijloke-Hospital. Etwa zwei Kilometer weiter befindet sich das nagelneue Palfijn-Krankenhaus.

Links sehen Sie den Hang vom Blandijnberg. Dieser ist ein jahrhundertealter etwa 29 m hoher Hügel, auf dem der hl. Amand im 7. Jahrhundert die St.-Peter-Abtei gegründet hat. Im gleichen Zeitraum hatte er auch die Ganda-Abtei, heute die St.-Bavo-Abtei genannt, gegründet und zwar genau an dem Ort, an dem die Leie und die Schelde zusammenfließen. Ganda ist übriges ein keltisches Wort, das Zusammenfluss bedeutet.

Henleykaai

Sie fahren jetzt entlang dem Henleykaai. Der Name wurde diesem Kai voller Stolz gegeben, als die Ruderer des Clubs Nautique, jetzt Königlicher Ruderclub Gent, 1906 das wichtigste Ruderwettbewerb der Welt „Grand Challenge Regatta of Henley“ gewannen.

Rechts sehen Sie das moderne Gebäude des Handels- und Spracheninstituts der Architekten Tanghe und Serck.

Auf der linken Seite befindet sich ein kleiner Betonkai, der damals dem Kohlehändler Bracke Campens gehörte. Bis in den 1960er Jahren wurden hier Binnenschiffe mit meistens belgischer Steinkohle entladen.

Danach schaltete man für die Heizung allmählich auf Erdgas und Strom um.

Fahren Sie jetzt unter der Koning Albertbrug.

Gordunakaai/Gorduna-Kai

Das linke Ufer wird Gordunakaai genannt. Die Gordunen waren ein alter Volksstamm, der hier zu Zeiten von Julius Caesar lebte. Wenn Sie unter der Europabrug fahren, sehen Sie rechts einen Leie-Arm. Dieser läuft durch Watersportbaan und mündet etwa drei Kilometer weiter in den Kanal Gent-Brugge-Oostende. Die Strecke verläuft parallel zur Allee Nieuwe Wandeling, die wegen des Staatsgefängnisses berüchtigt ist. 

Watersportbaan Georges Nachez ist eine Regattabahn mit einer Länge von 2,5 km und einer Breite von 76 m, in der viele nationale und internationale Regatten stattfinden.

Patyntje

Links fahren Sie am Restaurant Patyntje, welches nach dem gleichnamigen Viertel benannt wurde, vorbei. Der Name bedeutet Ende des Wegs.  Das Restaurant wurde Anfang 1900 gebaut und war während des Ersten Weltkrieges das beliebteste Speiselokal der deutschen Offiziere. Dieses Restaurant atmet noch immer eine Guinguette-Atmosphäre.  Einige Guinguettes an der Seine sind dank der Gemälde des Malers Renoir „Le Déjeuner des Canotiers“ bzw. Lunch der Ruderer weltberühmt geworden.

Sneppenbrug-Krommehambrug

Fahren Sie weiter unter der Sneppenbrug, zwischen den Schiffen der Segelklubs. Die Schleife biegt nach rechts und führt Sie unter der Brücke der Genter Ringstraße R4. Seien Sie jetzt vorsichtig, denn Sie müssen den Ringkanal überqueren. Diese Brücke ist die Krommehambrug. Hier können Binnenschiffe von bis zu 4.500 Tonnen fahren. Die Binnenschifffahrt wird gefördert. Die Erweiterung des Ringkanals 1950-1960 und die Seine/Schelde-Verbindung gewährleisten, dass tausende Lkws eingespart werden. Das ist selbstverständlich ein Plus, um die Luftverschmutzung zu verringern und Staus zu vermeiden. Fahren Sie geradeaus. Rechts sehen Sie die Verbindung zum Kanal Gent-Brugge-Oostende und zum Genter Hafen (welcher sich mit dem Hafen von Terneuzen zu North Sea Port zusammengeschlossen hat) und zum Antwerpener Hafen. Links sehen Sie die Schleusenanlage von Merelbeke und können Sie stromaufwärts auf der Schelde fahren.

Adolphe Pégoud

Die ersten Schleifen stehen bevor. Links sehen Sie die Villen auf dem Leie-Ufer in Sint-Denijs-Westrem. Zwischen diesen Villen gibt es einen kleinen Park mit einer öffentlichen Sitzbank. Dieser kleine Platz hat eine lange Geschichte. Auf der gegenüberliegenden Seite der Landstraße und der Bahnböschung befinden sich jetzt ein Ikea-Laden und der 90 m hohe KBC-Turm. Im 19. Jahrhundert befand sich hier jedoch die Rennbahn. Diese wurde im November 1913 anlässlich des Abschlussevents der Weltausstellung 1913 in einen Flugplatz umgewandelt. Der französische Kunstflieger Adolphe Pégoud, der als erster ein Looping gedreht hat, war nämlich eingeladen. In Gent hat er sieben aufeinanderfolgende Loopings gedreht. Die massenhaft anwesenden Genter trauten ihren Augen nicht.

Aber das erklärt wohl den Namen dieses Platzes: THE LOOP. 1914 bricht der Erste Weltkrieg, der erste Krieg, bei dem Flugzeuge eingesetzt werden, aus. Die deutschen Luftstreitkräfte verwendeten diesen Platz deswegen als einen wichtigen Luftstützpunkt für die Yserfront. 

Der Flugplatz von Sint-Denijs wurde 1985 geschlossen.

Afsnee

Auf dem rechten Ufer der Schleifen der Leie befindet sich das Naturschutzgebiet De Assels, auf der linken Seite der Leiepark. Links erscheint allmählich die kleine romanische Kirche von Afsnee. Diese Kirche spiegelt sich schon 9 Jahrhunderte in der Leie wider. Dieses Dorf ist sehr alt, denn 1910 wurden Pfahlbauten ausgegraben.  Auch die Kirche, deren Schutzheiliger Johannes der Täufer ist, ist jahrhundertealt. Sie wurde in Kalkstein aus Tournai errichtet. Alle ältesten Gebäude in Gent, wie die Grafenburg und der Belfried, wurden in dieser Steinart erbaut. Erst ab dem 15. Jahrhundert baute man in Gent mit Sandstein aus Balegem. Diese Kirche ist ein Beispiel einer dreischiffigen Kreuzkirche mit einem Vierungsturm. Um die Kirche herum befindet sich der ummauerte Friedhof und auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich die alte Dorfschule.

Der Charme des Dorfs blieb aufrechterhalten dank der alten Pfarrei und des Lehnsguts Daerupt, das sich hinter der Kirche befindet. Dieses wurde schon im 14. Jahrhundert erwähnt.

Restaurant Nénuphar

In Gent und seiner Umgebung ist Restaurant Nénuphar sehr bekannt. Und das schon seit dem 19. Jahrhundert. Es konnte von Gent aus zu Fuß, mit der Kutsche, mit dem Pferd oder mit dem Boot erreicht werden. Vielleicht hat der französische Einfluss der Genter Bourgeoisie dazu geführt, dass das Restaurant nicht Seerose, sondern Nénuphar heißt. Afsnee und Sint-Martens-Latem sind Dörfer, die als Künstlerdörfer bekannt sind. Sie entwickelten diesen Ruf zum Teil in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In Restaurant Nénuphar sind wunderschöne Gemälde von Gustave De Smet aufgehängt. Einige andere Maler, die sich von der Leie-Landschaft inspirieren ließen, waren Albijn (Binus) Van den Abele, Valerius De Saedeleer, Saverijs, Servaes, Xavier und César De Cock, Permeke, Emile Claus. 

Heilige Huizeken

Der nächste Teil der Fahrtroute führt über eine Strecke der Leie, die sich ab und zu verengt. Wenn Sie zwischen den Wiesen fahren, sehen Sie rechts einen Flussarm der Leie. Dieser führt zur ehemaligen Prämo.